WIR GEGEN GIER. GESCHAFFT.
Man könnte es als Etappensieg bezeichnen. Oder einfach als Erfolg. Die Pläne zur Ausschüttung einer Sonderdividende sind vom Tisch. Was so smart und smooth als „Sonderdividende“ bezeichnet wird, hätte bedeutet, dass Milliarden Euro aus dem thyssenkrupp-Konzern gezogen worden wären. Milliarden, die dringend für die kommenden Aufgaben gebraucht werden. Finanzielle Mittel, die für Beschäftigungssicherung und Zukunftsperspektive unverzichtbar sind.
thyssenkrupp ist angeschlagen. Die Vorstandspläne der letzten zwei Jahre konnten nicht umgesetzt werden, und das waren einige: „thytata“: die Stahl-Fusion, dann die Konzern-Teilung, zum Schluss die schlanke Holding. Letztendlich fehlte es immer an Konsequenz und zügiger Umsetzung – es kehrt einfach keine Ruhe ein in den Konzern, der für 160.000 Beschäftigte mehr ist als nur Lohn und Brot. Schlussendlich flog thyssenkrupp vor einigen Tagen sogar aus dem DAX.
Mitten in diese ohnehin angespannte Situation platzen die Meldungen über milliardenschwere Sonderausschüttungen bei einem eventuellen Elevator-Verkauf. Kapital, das rausgezogen werden solle aus dem Konzern. Für den kurzfristigen Profit weniger zu langfristigen Lasten vieler: nämlich aller Beschäftigten und ihrer Familien. Da ist es wieder brandaktuell: Wir gegen Gier.
Die IG Metall stellt sich quer: „Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben das größte Interesse daran, eine Sonderausschüttung zu verhindern und genau das werden wir tun.“, sagt Metaller Markus Grolms, der als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender seit Jahren maßgeblich dafür sorgt, dass in jeder Situation die roten Linien klar gezogen sind und eingehalten werden. Und er bekommt Unterstützung: Vom Ministerpräsidenten des Landes NRW, Armin Laschet, der sich aktiv einmischt und in seinen Gesprächen mit Anteilseignern und auch der IG Metall immer die Zukunftsfähigkeit von thyssenkrupp an erster Stelle sieht. Von der Krupp-Stiftung, die als Ankeraktionärin zu ihrer Verantwortung steht. Und letztendlich sogar vom Finanzinvestor Cevian Capital, der angesichts der krisenhaften Situation klarstellt, dass er eine Sonderdividende nie gefordert habe. Und sich ebenfalls dazu bekennt, dass es hier und heute um nichts anderes geht als um die nachhaltige Zukunftsfähigkeit für thyssenkrupp. Das ist ein klares Statement. Und es liegt schriftlich vor.
1. Oktober 2019: Die Sonderausschüttung ist vom Tisch. „Das ist eine wichtige Botschaft und ein Erfolg“, betont Ministerpräsident Laschet. „Alle Erlöse müssen in die Zukunft des Unternehmens investiert werden. Das schafft Klarheit für die Mitarbeiter und Perspektiven für den Gesamtkonzern“, so Laschet weiter. Und Markus Grolms ergänzt: „Ministerpräsident Laschet hat uns dabei (bei dem Erhalt der Zukunftsfähigkeit von thyssenkrupp und der damit verbundenen Verhinderung von milliardenschwerem Kapitalabzug, Anm. der Red.) öffentlich, aber vor allem bei internen Gesprächen immer unterstützt. Die Botschaft, dass Cevian keine Ausschüttung anstrebt, ist enorm wichtig für die Beschäftigten und die Unternehmen des Konzerns.“
Soweit die gute und verlässliche Nachricht in dem aktuellen Medienkarusell. Was bleibt, ist noch eine Personalie, die viele Beschäftigte vermutlich auch umtreibt: der Wechsel in der Vorstandsspitze. Der Aufsichtsrat hat sich einvernehmlich von dem bisherigen CEO, Gudio Kerkhoff, getrennt. Die wirtschaftliche Situation hat keine andere Möglichkeit zugelassen. Dennoch rechnen wir es Herrn Kerkhoff hoch an, dass er sich in schwierigen Zeiten nicht – wie andere vor ihm in diesem Unternehmen – einfach weggeduckt hat. Hierfür hat er unseren Respekt. An seine Stelle tritt nun interimsmäßig für ein Jahr die bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Martina Merz. Jetzt heißt es anpacken: Die Herausforderungen sind groß, die Ziele ambitioniert. In jedem Fall werden wir den Weg auch weiterhin gemeinsam gestalten, uns aktiv einmischen und dafür streiten, dass die Interessen der Beschäftigten nicht unter die Räder kommen. Es steht einiges auf dem Spiel: Es geht um uns.