
Stahl-Willi, was ist hier los?
Willi, der thyssenkrupp-Vorstand behauptet, die Stahlfusionmit Tata sei der richtige Weg. Du, die Betriebsräte und die IG Metall bezweifeln das? Warum?
Die Stahlfusion mit Tata löst kein bestehendes Problem, zum Beispiel nicht das Problem der Überkapazitäten in Deutschland, Europa und China. Auch die Verschuldung des Konzerns löst sich dadurch nicht in Luft auf. Wir befürchten, dass der Stahlbereich langsam aber sicher aus dem Konzern verschwinden soll.
Apropos Schulden: Wie viele sollen denn dem Gemeinschaftsunternehmen aufgebürdet werden?
Beide Seiten, thyssenkrupp und Tata, bringen Schulden ein. Wir leiden ja immer noch unter den Fehlinvestitionen in Brasilien und USA/Alabama; diese Managementfehler haben uns acht Milliarden Euro gekostet. Das hat uns zudem gehindert, ausreichend zu investieren. Kurzum: thy-Tata – das Joint Venture soll thyssenkrupp-Tata Steel heißen – wird so etwas wie eine „BadBank“, ein Sammelbecken aller Risiken.
Was bedeutet das konkret?
Wir haben Zweifel an der Lebensfähigkeit des Gemeinschaftsunternehmens!
Und was heißt das für den Konzern?
Dank Stahl bilden wir noch die komplette Wertschöpfungskette unserer Produkte ab. Wenn sie reißt, zieht das den ganzen Konzern in Mitleidenschaft.
Die Holding des Joint Venture soll ihren Sitz in Amsterdam haben. Um Steuern zu sparen und die Mitbestimmung zu unterlaufen?
Ob Steuerflucht begangen würde, müssen andere beurteilen. Aber ja, es geht um die Flucht aus der Mitbestimmung. Wenn in Amsterdam die wesentlichen Entscheidungen gefällt werden, sprich ohne Mitbestimmung, werden wir das nicht akzeptieren.
Der thyssenkrupp-Gesellschafter Cevian Capital gilt als aktivistischer Investor. Was will er eigentlich?
Das einzige Ziel von Cevian ist, den Profit der Aktionäre zu maximieren. Das meiste Geld verspricht man sich von der vollständigen Zerschlagung von thyssenkrupp. Die Nöte der Beschäftigten spielen da keine Rolle.
Muss denn bei thyssenkrupp nichts passieren, ist allesin Butter?
Das Stahlgeschäft ist viel profitabler, als Vorstand und Presse es darstellen. Wir schreiben schwarze Zahlen. Unsere Gewinnmarge ist die zweitgrößte in der europäischen Stahlindustrie. Unsere Produkte und die Leistungen der Beschäftigten sind Weltspitze. Die Verschuldung ist das Problem.
Wie kann das gelöst werden?
Das ist die entscheidende Frage. Erst einmal müssen alle Fakten der geplanten Stahlfusion auf den Tisch. Dann wird Tacheles geredet. Eine faire Lösung kann es nur mit uns geben, eine Lösung ohne die Beschäftigten und die IG Metall ist keine. Gut, dass wir endlich miteinander reden statt übereinander.
Und wie geht’s weiter?
Wir ringen um Standort- und Arbeitsplatzgarantien. Das wird ein hartes Stück Arbeit, bis ins nächste Jahr. Und die ganze Zeit müssen wir wachsam und kampfbereit sein.